21.01.2014
Werner Glatzle

13032 dr fischer

Dr. Fischer

Vernetzt in die Zukunft

Elektromobilität fürs Land

Im Rahmen der VHS-Vorträge des Vereins Solar mobil kam Dr. Fischer von der Landesagentur für Elektromobilität mit einem Brennstoffzellen-Fahrzeug nach Heidenheim, das mit reinem Wasserstoff angetrieben wird. Mindestens zwei der Zuhörer kamen mit ihren eigenen Elektro-PKWs. Nach einer Strukturstudie von e-mobilBW sollen 2020 in Deutschland nur noch 67% der PKW-Verkäufe solche mit Verbrennungsmotor sein, Tendenz sinkend. Ein Drittel der Autoverkäufe hat dann eine der Spielarten elektrischer Antriebe, Tendenz exponentiell steigend. Die Gründe dafür liegen in der Umweltschonung und den knapper werdenden Brennstoffen ebenso wie in der neuen Qualität des Fahrkomforts der Elektrischen.

Eine der Hauptaufgaben dieser Landesagentur sei es, mittelständischen Betrieben bei der Umstellung von Zulieferungen für die Verbrennungs-Mobilität auf die Elektro-Mobilität behilflich zu sein. Die Zukunft unserer Mittelständler und Autozulieferer hängt nach Dr. Fischer auch davon ab, welche Produktlücken sie im Markt der Elektromobilität mit ihrem vorhandenen Know-how oder neu erworbenem wie gut füllen können. Qualifizierung und Schulung spielen dabei eine große Rolle. Derzeit laufen auch Elektrofahrzeug-Schulungsprogramme für Auto-Handwerker.

Für Kommunen gehe es neben Ladestationen im öffentlichen Raum, z.B. in Parkhäusern, vor allem um die Antriebe der Dienst- und Lieferfuhrparks sowie die der Müllwagen und der Arbeitsmaschinen. Die Kommunen haben mit eigener E-Mobilität die Chance, die Luft in den Städten wesentlich zu verbessern, die Lärmbelastung auf das Niveau der Reifengeräusche zu reduzieren und beim Unterhalt ihrer Flotten Geld zu sparen durch die spürbar geringeren Verbrauchs- und Wartungskosten bei Elektroantrieben. Darüber klärt die Landesagentur auf.
Nicht nur der ADAC hat festgestellt, dass mehr als 80% der PKWs täglich nicht mehr als 100 km weit gefahren werden. Das trifft erst recht auf die meisten betrieblichen und kommunalen Fahrzeuge zu, ebenso auf örtliche und regionale Lieferfahrzeuge. Ideal für Akkubetrieb.

Dr. Fischer schlägt auch Maßnahmen des Ordnungsrechts vor: Es sei möglich, die Innenstädte mit Zufahrtbeschränkungen nur für E-Mobile befahrbar zu machen.  Auch Bus- und Lieferverkehr in Städten müsse nicht mit Dieselabgasen und Diesellärm erkauft werden, das gehe schon heute elektrisch und abgasfrei. Was fehlt, sind mutige Entscheidungen, ist die kommunale Nachfrage, für die das Umdenken in den Rathäusern durch die Landesagentur beratend begleitet wird.

Außerdem zeichnet sich bei jungen Leuten der Trend ab, Autos mit Anderen geteilt zu nutzen (car sharing). Das könnte auch für Senioren ein bedarfsgerechtes Modell sein. In ländlichen Regionen können Kommunen einen Teil ihrer Fahrleistungen über eine örtliche Carsharing-Firma externalisieren und dabei einfordern, mit Elektrofahrzeugen bedient zu werden. Das würde das E-Carsharing voranbringen. Stadt und Hochschule Aalen beteiligen sich  an einer entsprechenden Modellmaßnahme der Landesagentur.

Letztlich betrifft die Elektromobilität auch die Fahrer/innen selbst und die Fahrgäste. Wer es erlebt hat, wie ruhig und gelassen so ein Fahrzeug fährt, will nicht mehr zurück in eine Lärmkiste. Wenn man sich als Fahrer nach seinem Akku richten müsse, lerne man auch, vorausschauend und gleichmäßig zu fahren, meint Dr. Fischer. Elektrisch Fahren kann also zu einer neuen Verkehrskultur beitragen. Aber auch den Fans rasanter Beschleunigung bietet der Elektroantrieb ein erstaunlich scharfes Sprinterlebnis.