26.10.2005
Uli Rink trägt seine Berechnungen vor:

Regenerative Stromerzeugung in Heidenheim könnte doppelt so hoch sein wie der Bedarf

Heidenheim mit regenerativer Energie aus eigener Erzeugung versorgen – geht das? Nach Architekt Ulrich Rink, Vorsitzender des Solar mobil Heidenheim, ist dies keine Frage der Machbarkeit, sondern des Wollens. Er zeigte in seinem Vortrag an einer Näherungsrechnung, dass in Heidenheim mehr als das Doppelte des privaten Stromverbrauchs ohne den Klimakiller CO2 und ohne Atomkraftwerke erzeugt werden könnte. Dies würde obendrein die Abhängigkeit von Energie-Importen beenden, der Stadt Steuern einbringen und Kaufkraft sichern.
 

Rink geht von einem jährlichen Bedarf von rund 63 Millionen Kilowattstunden aus. Davon könnten 44 Prozent durch die Fotovoltaik gedeckt werden, vorausgesetzt, dass die Dächer nicht rot bleiben, sondern „blau gemacht werden“ und dass die Hauseigentümer die im Erneuerbaren-Energien-Gesetz steckende Möglichkeit, mit Stromerzeugung Geld zu verdienen, auch realisieren. Auf Freiflächen, die sonst nicht nutzbar sind wie zum Beispiel auf der Nattheimer Deponie, könnten weitere sieben Prozent mit dieser Technik erzeugt werden. Das größte Potenzial stecke in der Windkraft. Der Redner nannte den Rudersberg und den Hochberg als Standorte für Windparks, die eine optimale Anbindung und Windanströmung aufwiesen. Ausgestattet mit acht 4- bis 5- Megawatt-Maschinen neuester Bauart auf 112 Meter Nabenhöhe könnten 88 Millionen Kilowattstunden oder 140 Prozent des Bedarfs gewonnen werden. Würde im Mittelrain statt Gas heimische Biomasse eingesetzt, trüge dies weitere 11 Prozent bei. Fast zu vernachlässigen sei die Wasserkraft an nicht mehr genutzten Gefällen der Brenz im Stadtgebiet mit lediglich zwei Prozent.

In einem späteren Vortrag will Rink zeigen, wie auch der Bedarf von Gewerbe und Industrie regenerativ zu decken ist. Als Ausblick auf die Wärmeversorgung verriet er soviel: “ Wenn Strom regenerativ erzeugt wird, darf man ihn auch zum Heizen verwenden, zum Beispiel indem man mit Strom Wärmepumpen betreibt und damit das bis zu Fünffache an Wärme gewinnt.“

Nachdrücklich setzte sich der Redner mit den Argumenten der Lobbyisten der großen Energieversorger auseinander, die aus Eigeninteresse jede Art von dezentraler Energiegewinnung schlecht machten und die Bedenkenträger der Republik mit Nahrung versorgten. Aber „leider können die Bedenkenträger an der Endlichkeit der fossilen Vorräte und an den steigenden Öl- und Gaspreisen nichts ändern“. Deshalb führe kein Weg an der Energiewende vorbei. Rink warnte aber: „Die Energiewende vollzieht sich nicht von allein. Wir müssen sie herbeiführen“. Hier sei noch viel Informationsarbeit zu leisten bei breiten Bevölkerungsschichten, aber auch bei den politisch Verantwortlichen. „Ob Solaranlagen oder Windkraftanlagen gefallen oder nicht – wir haben keine Alternative“, so Rink.