08.09.2011
 

„Lizenz zum Gelddrucken verlagert sich“

 110908 Rink web

"Die Lizenz zum Gelddrucken verlagert sich“, glaubt Uli Rink, Vorsitzender des Solar mobil Heidenheim.

 Ökostrom kostet: Den Ausbau der Stromnetze wird der Verbraucher zahlen. Das sagt Uli Rink. Der Heidenheimer Architekt und Windmüller ist Mitglied der Grünen im Regionalverband. Seine Fraktion forciert den Ausbau der Windenergie in der Region.

von Alexander Gässler

Ostalbkreis. Ökostrom ist im Kommen. Aber wie kommt er zum Verbraucher? Viele Landwirte sind heute zugleich Energiewirte. In Ostwürttemberg gibt es im ländlichen Raum Gebiete, in denen die bestehenden Netze den Strom aus Photovoltaik- und Biogasanlagen an sonnigen Sommertagen nicht mehr vollständig aufnehmen können. Am Netzausbau führt daher kein Weg vorbei. Uli Rink sieht die regionalen Netzbetreiber und die Politik in der Pflicht, „weil sonst die regenerative Energie nicht mehr vollständig eingespeist werden kann“.
Uli Rink ist Geschäftsführer der Albuch Wind GmbH, die unter anderem in Gnannenweiler ein Windrad betreibt. Ihm zufolge sind bei Windparks seit jeher die Betreiber in der Pflicht. Demnach verlangen die Netzversorger bei einem nötigen Infrastrukturausbau Baukostenzuschüsse. „Darum haben wir in Gnannenweiler auch unser Umspannwerk selber gebaut, weil das unterm Strich billiger war, als den Baukostenzuschuss an die EnBW zu zahlen.“
Rink betont: Bei einem dezentralem Ausbau der regenerativen Energien sei der Netzausbau wesentlich moderater, als wenn Höchstspannungstrassen durch die ganze Republik gebaut werden müssen. Und: Der dezentrale Ausbau ist Rink zufolge billiger. „Windstrom On-Shore kostet den Bürger nur 9,6 Cent gegenüber Windstrom Off-Shore mit derzeit 19 Cent Vergütung. Deshalb plädiere ich für den regionalen dezentralen Ausbau.“
Klar ist für Rink: Der Verbraucher wird den Ausbau der Netze bezahlen müssen. Jeder Netzanschluss der Offshore-Windparks koste rund 1,5 Milliarden Euro. „Das wurde so im Bundestag beschlossen.“ Ebenso, dass der Verbraucher für den Ausbau der auf Höchstspannungstrassen auf 380-Kilovolt-Ebene aufkommen soll. Rink rechnet vor: „19 Cent Off-Shore Einspeisevergütung, dazu etwa fünf Cent Durchleitungsgebühr, die Betriebs- und Konzessionskosten der Netzbetreiber und Stadtwerke, die Stromsteuer, die Mehrwertsteuer – da kommt was zusammen, und es wird dadurch am Ende unnötig teuer.“
Auch deshalb favorisiert der Heidenheimer Architekt die dezentrale Versorgung der Regionen mit Ökostrom. „Dann kann der Bürger zukünftig seinen Strom noch bezahlen. 9,6 Cent On-Shore Windstrom-Vergütung sind nahe an der Grid-Parity.“ Diese Netzparität ist dann erreicht, wenn die sinkende Einspeisevergütung mit dem Preis übereinstimmt, den der Endkunde für Strom aus der Steckdose bezahlen muss.
Jede Investition in Offshore-Windparks kostet Milliarden. Das können sich mittelständische Betriebe nicht leisten, wie Rink glaubt. Folglich gehöre das „Spielfeld“ wieder den großen Vier, den Mineralölkonzernen BP und Shell sowie Anlegern aus Asien. „Die Lizenz zum Gelddrucken verlagert sich von den Atomkraftwerken zur Off-Shore-Erzeugung. Das ist eine Entwicklung, die ich nicht will und die beunruhigt. Wir, die Allgemeinheit, werden dies alles bezahlen müssen.“ Auch deshalb plädiert Rink für den dezentralen Ausbau und die Wertschöpfung aus der Region für die Region, wie er sagt. Hierfür nimmt er auch „optische Einbußen“ in Kauf.

Uli Rink, 56, hat unlängst im Interview mit der SchwäPo über Stolpersteine beim Ausbau der erneuerbaren Energieen gesprochen. Unter anderem fordert er die Aufhebung der Tiefflugzone, weil sie allen Windkraftpläne auf der nördlichen Ostalb quasi verhindert.

© Schwäbische Post 08.09.2011