27.05.2008
Thomas Kaiser

Geradewegs in die Sackgasse

Pflanzenölwirtschaft Teil der Lösung

Thomas Kaiser, Gesellschafter der Vereinigten Werke für Pflanzenölforschung (VWP), begnügte sich nicht mit einem reinen Sachvortrag. Er spitzte zu, nahm kein Blatt vor den Mund und fesselte die Zuhörer über zwei Stunden mit Alleinunterhalterqualitäten. Seine zentrale Botschaft beim von Solar mobil Heidenheim veranstalteten Abend war die Mahnung vor der Fahrt in die Sackgasse und das Andeuten eines Wegs heraus.

„Der Massenverkehr wird nicht haltbar sein“, sagte der Alt-68-er angesichts der Tatsache, dass die Schere von Ölförderung und -verbrauch immer weiter auseinander geht. „Auch mit Hybrid- oder Elektromotoren wird sich die bisherige Mobilität nicht aufrecht erhalten lassen. Wir haben eine ausgezeichnete Motorentechnik entwickelt, aber wir wenden Sie falsch an.“ Die Motorkraft sollte zur „Sklavenarbeit“ eingesetzt werden, zum Ersatz von schwerer körperlicher Arbeit, zum Transport von Gütern und zum Heizen und Kühlen.

Der in Kreisläufen denkende Redner, der auch einen landwirtschaftlichen Bio-Hof betreibt, sieht den Sündenfall im Ausstieg aus den natürlichen Kreisläufen mit dem Einstieg ins Mineralölzeitalter. Die Ölseen unter der Erde brachten nicht nur nicht recycelbare Produkte, sondern auch den CO2-Anstieg. Der schwankende CO2-Gehalt zwischen Sommer- und Winterhalbjahr betrachtet der Redner als Atmung. „Der Mensch könnte das Ein- und Ausatmen steuern!“  Mit einem intensiven Acker- und Pflanzenbau könnte seiner Meinung nach überschüssiges CO2 gebunden werden. Man dürfe dabei allerdings nicht zusätzlichen vom Erdöl stammenden Dünger in den Boden bringen. Der Dünger müsse vielmehr Ergebnis einer intensiven Humuswirtschaft sein. Besonders geeignet dafür seien Mischkulturen, die den Boden vollständig bedecken (Sommergerste/Senf oder Erbse/Leindotter).

Das Pflanzenöl passe ausgezeichnet in den Kreislauf. Wer Pflanzenöl zum Arbeiten im oben genannten Sinne verwendet, fördere gleichzeitig die Produktion von Eiweiß, das im Ölkuchen, dem Pressrückstand, enthalten sei. Damit könnten Tiere und Menschen ernährt werden. Aus deren Rückständen werde Humus, aus der Verbrennung des Öls das CO2, das die Pflanze zum Atmen braucht. Pflanzenöl wird hierzulande überwiegend aus Raps gewonnen, der aber kaum biologisch angebaut werden kann. Dagegen liefere der beiläufig in Mischkultur produzierte Leindotter hervorragendes Öl. Das Öl an sich sei das dichteste Medium in Bezug auf den enthaltenen Wasserstoff und werde daher auch in der Natur als „Antriebsmittel“ benutzt (Start der Keimung).

Dass die Große Koalition von Beginn an das Pflanzenöl besteuert und den Beimischzwang zum Diesel erzwungen habe, bezeichnete er als Skandal. „Die bösen Buben haben unsere 600 dezentralen Ölmühlen gestoppt. Das Pflanzenöl soll zu den Ölmultis, nicht zum einfachen Menschen“. Der Sinn dieser Maßnahme sei gewesen, die dezentrale Ölwirtschaft abzutöten, „sonst wären wir jetzt bei 1000 Ölmühlen in Deutschland. Die Zusammenarbeit mit dem Traktorenhersteller John Deer habe der VWP das Leben gerettet, da sie keine Forschungsgelder von der Bundesregierung erhalte.

Die VWP erforscht die Verwendung von Pflanzenöl in Verbrennungsmotoren und nimmt auch Umstellungen vor. Der Dieselmotor könne Pflanzenöle in der Regel nicht ohne Eingriffe vertragen. Am besten geeignet seien Vor- oder Wirbelkammermotoren, insbesondere der 1,9-Liter-VW-Motor (in VW, Audi, Seat und Skoda). Der herkömmliche Motor benötige zumindest größere Leitungsquerschnitte, eine Kontrolle der Viskosität und eine an das jeweilige Öl angepasste Strahlgeometrie der Düse. Direkteinspritzer seien wesentlich komplizierter. (Mehr dazu unter www.vwp-europe.com ). Der Dieselmotor sei dem Ottomotor ökologisch auch wegen seines höheren Wirkungsgrads (40 %) überlegen. Der Unterschied werde noch größer, wenn dem Treibstoff nachwachsende Rohstoffe beigemischt werden (müssen), denn der Alkohol verschlechtere den Wirkungsgrad des Ottomotors zusätzlich.