02.10.2012
Conrad Rössel

E-Drive

Langsam, aber unaufhaltsam geht es vorwärts mit der Elektromobilität. Conrad Rössel machte erst mal deutlich, warum die weltweit verbreiteten Benzin- und Dieselantriebe eine aussterbende Art sind: Es gibt nur noch begrenzte Ölvorräte, wir haben den Höhepunkt der weltweiten Förderung überschritten und die Nachfrage in Asien, Afrika und Südamerika wächst rasant. Dass Benzin und Diesel nur noch teuer werden können, ist marktwirtschaftliche Logik. Unser Verkehrswesen und unsere Volkswirtschaft müssten in einigen Jahrzehnten unter den Treibstoffkosten zusammenbrechen, würden wir uns nicht rechtzeitig vom importierten Öl lösen und auf den Energieträger Strom umstellen, den wir im Land und regenerativ erzeugen können. Das ist die Energiewende im Transportwesen.

 

Die aktuell angebotenen PKWs großer Hersteller mit Elektroantrieb kommen aus Japan, den USA  und Frankreich. Beginnend ab Herbst 2013 sollen endlich auch die ersten E-Fahrzeuge namhafter deutscher Hersteller angeboten werden. Einziges deutsches Modell, das gerade eben an den Markt kommt, ist der Smart ED. Der Opel Ampera (baugleich mit GMs Chevrolet Volt) stellt ein sehr interessantes Fahrzeugkonzept dar. Sein 110 kW Elektroantrieb mit Akku ermöglicht 60-80 km kraftvolles, rein elektrisches Fahren, erst danach startet automatisch der Benzinmotor mit Generator zur Stromproduktion. Der verlängert die Reichweite auf 600 km. Der Akku wird auch am Netz aufgeladen, d.h. im Alltags- und Regionalverkehr fährt das Auto ohne Benzin. Rössel berichtete aus eigener Erfahrung mit seinem Ampera: Er ist schon wochenlang und über 2000 km seine täglichen 50 km rein elektrisch gefahren, ohne daß der Verbrennungsmotor anspringen musste. Er lädt nachts zu Hause nach. Aber er hat damit auch jederzeit die Option für lange Fahrten, dann aber mit Benzin. Dieses Konzept nennt man in modernem D-Englisch "E-Fahrzeug mit range extender".

Mit deutlich geringerer elektrischer Reichweite gibt es den bekannten Prius III von Toyota, jetzt ebenfalls zum Nachladen an der Steckdose. Dieses Konzept wird Plug-In-Hybrid genannt. Andere Hybridfahrzeuge, die ständig den Benzinmotor brauchen (wie Toyota Yaris u.a.), wurden in diesem Rahmen nicht behandelt, da sie keine Möglichkeit bieten, durch Nachladen regenerativ erzeugten Strom als Antriebsenergie einzusetzen.

Das Entwicklungsziel sind Fahrzeuge mit rein elektrischem Antrieb. Die Kompaktwagen Mitsubishi iMiEV (baugleich auch als Peugeot iON und Citroen C-zero) und Nissan Leaf (Golfklasse) mit bis zu 150 km Reichweite wurden als alltagstaugliche Lösungen für den Regionalverkehr vorgestellt. Von Renault werden der Familien- oder Handwerker-Van Kangoo ZE und die PKWs Fluence und Zoe angeboten.

Nach ADAC-Angaben erstrecken sich über 90% der täglichen PKW-Fahrten über weniger als 40 km pro Fahrzeug. Die Reichweiten der E-Fahrzeuge von 100–150 km reichen also locker für diesen Bedarf aus. Die Diskussion darüber sollte realistischer werden vor dem Hintergrund der CO2-Emissionen, des endlichen Erdöls und der Importabhängigkeit Deutschlands. Eine moderne Windkraftanlage erzeugt genug Strom für über 2000 Elektroautos.

Rössel berichtete von erfolgreichen ADAC-Crashtests am Beispiel des Mitsubishi iMiEV, die gezeigt haben, dass gut durchdachte Konstruktionen von Elektrofahrzeugen sogar geringere Brandgefahr und besseren Insassenschutz mit sich bringen als Benziner. Bei Totalcrashs kamen z.B. Spontanexplosionen wie bei Fahrzeugen mit Benzintanks nicht vor.

Das Problem der E-Mobilität sind die derzeit noch sehr hohen Fahrzeugkosten – insbesondere durch die Batterien, aber auch durch die insgesamt noch niedrigen Stückzahlen. Dem stehen Einsparungen durch deutlich geringere Service- und Treibstoffkosten gegenüber. In Deutschland fehlt allerdings ein Konzept zur Anschubfinanzierung ähnlich den Kauf-Prämien in USA, China, Frankreich, England, Norwegen und Japan. Hier ist die Politik gefordert genauso wie bei der  Förderung regenerativem Stroms. (Werner Glatzle)