15.05.2007
Uli Rink
 

Umbau des Individualverkehrs

„Wir haben zwei Lösungswege angesichts der Notwendigkeit, im Verkehrsbereich von CO2-Emissionen herunter zu kommen: wir bauen die Stadt wieder um oder wir bewerkstelligen dies mit einer neuen, effizienteren Autogeneration“. Dies sagte Ulrich Rink, der in seinem Vortrag bei Solar mobil Heidenheim Konzepte für einen CO2-reduzierten Verkehr überwiegend aus Sicht des Städteplaners beleuchtete.

Rink erläuterte den Begriff Infrastruktur ausführlich und machte deutlich, dass die Entwicklung der Infrastruktur ein dynamischer Prozess ist, der zu jeder Zeit großer Anstrengungen des Gemeinwesens erfordert. Gradmesser der Qualität der Infrastruktur seien Wirtschaftskraft, Bevölkerungsentwicklung, Arbeitslosenrisiko, zu- oder abnehmender Wohlstand und Attraktivität des Standorts. Wenn fossile Energie immer teurer wird, habe dies Folgen für die Infrastruktur. Beispielsweise werde die Warenverteilung über Supermärkte zunehmend in Frage gestellt, da die Individualverkehrsleistung sinke. Das Handelsnetz müsse kleinteiliger strukturiert werden. So  
verteuerten sich Warenverteilung und Waren. Billiger als der Umbau der Infrastruktur sei in jedem Fall der Umbau des Individualverkehrs durch eine neue Autogeneration. Dabei müsse der Primärenergiebedarf reduziert, der Wirkungsgrad gesteigert und fossile Energie durch regenerative ersetzt werden.

Der zweite Komplex war dem Begriff „Verkehr“ gewidmet. Dabei wurde deutlich, dass das Verkehrsaufkommen seit den 50-er Jahren stetig zugenommen hat als Folge der Trennung der Funktionsbereiche Wohnen, Produktion und Arbeiten, Einkaufen, Erholung, Bildung, Sport – dies hauptsächlich aus Gründen des Wohnkomforts, des Schall- und Emissionsschutzes. Das Straßennetz der BRD trage über 80 Prozent der Verkehrslast im Personen- und Güterverkehr und sei somit der wichtigste Verkehrsträger. Am meisten Komfort biete dabei der Individualverkehr, der einen Raum flächig erschließe, während der ÖPNV dies nur linienweise könne. „Der PKW ist unser wichtigstes Fortbewegungsmittel“, so das Fazit des Städteplaners. Im Landkreis Heidenheim betrage dieser Verkehrsanteil 75 Prozent. Davon entfielen rund 65 Prozent auf Fahrten bis zu 20 Kilometer, die gut mit einem Nahverkehrs-Solarauto bewältigt werden könnten.

Das Nahverkehr-Solarauto sei als reines Elektroauto zu verstehen. Obwohl dies auf einem effizienten Konzept beruhe, greife die Autoindustrie dieses derzeit nicht auf. Es gebe nur wenige kleine Anbieter, die in Kleinserie und damit relativ teuer fertigten. Solar mobil sein könne man auch mit Hybridautos. Diese würden von einigen Automobilherstellern angeboten. Man unterscheide „Micro-Hybrid“ (Auto-Start-Stop-Funktion und Bremsenergierückgewinnung zum Laden der Batterie) von einem „Mild-Hybrid“ (zusätzlich: Unterstützung des Verbrennungsmotors durch einen Elektromotor) und einem Full- oder Strong-Hybrid (zusätzlich: rein elektrisches Fahren). Einen technischen Durchbruch könnte der „Volt“ von General Motors darstellen, meinte der Referent. Dies sei ein Strong-Hybrid mit einer von A123 entwickelten Lithium-Jonen-Batterie, die einem mit einem 120 KW-Elektromotor bestückten Fahrzeug eine Reichweite von 60 Kilometer beschere. Es bestehe die Möglichkeit, an der Steckdose zu laden.

Den Abschluss des Vortrags bildete eine Berechnung der Umweltwirkung für den Fall, dass die im Kreis Heidenheim gefahrenen 245 Millionen Jahreskilometer durch regenerative Treibstoffe ersetzt würden. Wenn ausschließlich Pflanzenöle genutzt würden, benötigte man zu deren Erzeugung 98 Quadratkilometer Anbaufläche. Bei Strom aus Wasserkraft müssten Wasserkraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 5000 KW Leistung im Dauerbetrieb laufen. Würde Strom aus Fotovoltaik verwendet, so benötigte man zur Erzeugung eine Fläche von 7,5 Quadratkilometer. Würde man dagegen die Batterien mit Strom aus Windkraft speisen, so hätte man lediglich 12 Windkraftanlagen mit je 2 Megawatt auf einer Fläche von rund 300 mal 300 Metern aufzustellen, die im Jahr rund 4 Milliarden Kilowattstunden Strom erbrächten. Gegenüber dem jetzigen Zustand, wo mehr als 37.000 Tonnen CO2 erzeugt werden, würde die CO2-Bilanz unter Verwendung der Regenerativen jeweils auf Null gehen.