26.01.2010 Prof. Dr. Wilfried Koch: |
Könnte in der Marienstraße eines nicht zu fernen Tages die Stadtbahn verkehren? |
Mit der Stadtbahn schneller in die Stadt oder zur Arbeit |
Was heute noch utopisch anmutet – eine Stadtbahn in Heidenheim – kann eines Tages Wirklichkeit sein, denn „die Stadtbahn Karlsruhe ist eine einzige Erfolgsgeschichte, die in aller Welt Nachahmer findet“, sagte Prof. Wilfried Koch bei seinem Vortrag bei Solar mobil Heidenheim. Koch wohnt in Oberkochen und lehrt in Weingarten Informatik mit Schwerpunkt Software Engeneering und künstliche Intelligenz. Ein Thema dabei ist die Verkehrsinformatik und so hat er schon manches Gutachten zur Optimierung von Fahrplänen erstellt. |
Ob eine Stadtbahn sinnvoll und wirtschaftlich ist, lasse sich nicht an der Größe einer Stadt festmachen. In Bruchsal und Rastatt, beide kleiner als Heidenheim, ist die Erschließung der Innenstädte im Gespräch. In Reutlingen und Tübingen sind die Planungen schon sehr weit gediehen, wobei die Innenstädte erschlossen und die Honauer Steige reaktiviert werden soll. Dies würde dann eine Verbindung quer über die Alb bis nach Sigmaringen ermöglichen. Grundidee der Stadtbahn Karlsruhe sei gewesen, die Verkehrsziele der Einpendler mit dem Hauptbahnhof zu verbinden. Die Bahn fährt vom DB-Gleis herunter, direkt in die Stadt. Mittlerweile erstreckt sich ihr Schienennetz bis Öhringen, Bietigheim-Bissingen, Eutingen, Freudenstadt, Achern, Spöck und Hochstetten. Es ist von 30 auf 400 km angewachsen. Die Zuwächse an Fahrgästen sind enorm, von 3.000 auf 55.000 pro Tag auf der Linie Karlsruhe – Heilbronn. Koch trug zwei Ansätze vor, einen konservativen und einen visionären. Der konservative beinhaltet die aus–schließliche Nutzung der bestehenden Gleise, um einen schnelleren Öffentlichen Verkehr mit weniger Umstiegen zu erzielen und alle Verkehrsträger optimal miteinander zu verknüpfen. Die Stadtbahn könnte neben IRE und RB als drittes System etabliert werden. Dafür müssten leichte Fahrzeuge angeschafft werden. Mit einer annähernden Verdopplung der Haltepunkte würde die Stadtbahn näher an die Gebiete heran, wo die Menschen wohnen. Leider ließen sich mit dem konservativen Ansatz nicht alle Potenziale ausschöpfen, da die Siedlungsachsen zum Teil quer zum Brenztal und damit zur bisherigen Verkehrsachse liegen. Der visionäre Ansatz geht denn zunächst von der Reaktivierung der stillgelegten Bahnstrecken Sontheim/Brenz - Gundelfingen und Böbingen - Heubach aus. Neu dazu käme dann die Erschließung der Heidenheimer Innenstadt mit Abzweig vom Bahngleis beim Zollamt mit Halten ZOB/Schlossarkaden, ZOH, Rathaus, Konzerthaus, Katzensteige, Mergelstetten Mitte, Mergelstetten Industriegebiet und zurück auf das DB-Bahngleis. Ausgeschöpft werden könnte das Fahrgastpotenzial mit der Erschließung der Querachsen Gerstetten-Herbrechtingen, Heidenheim Bhf - Steinheim (evtl. bis Weißenstein und Donzdorf) und Nattheim – Heidenheim Bhf über die Nattheimer Steige. Der Vorteil einer Stadtbahn gegenüber der herkömmlichen Bahn sei, so der Verkehrsinformatiker, dass mit wesentlich engeren Kurvenradien gefahren werden kann und größere Steigungen bewältigt werden können. Auf bestimmte Trassen, Verkehrslösungen oder Halte wollte sich der Bahnexperte nicht festlegen. Dies sei Sache von weiteren Untersuchungen und Berechnungen. Voraussetzung dafür sei andererseits die Auseinandersetzung mit dem Thema "Stadtbahn für Ostwürttemberg" ebenso wie die von der Politik zu setzende Marke der Höhe der CO2-Entlastung im Verkehrsbereich. Hans-Martin Hartmann |